Das Gutsensemble

(© Skizze Klostergut Heiningen)

Dem Klostergut Heiningen ist nach dem Konkurs von 1982 nur noch eine bebaute Restfläche von etwa 7 ha geblieben. Das älteste erhaltene Bauwerk ist die Klosterkirche. Sie wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil auf älteren Grundmauern errichtet und vielfach verändert. Bei der Säkularisierung am Anfang des vor letzten Jahrhunderts. wurde die Kirche vom Gut abgetrennt. Unterhalten wird das Gebäude von der Klosterkammer Hannover.

Ihr Gesicht bekommt die Anlage heute durch das einheitliche Erscheinungsbild der großen barocken Wirtschaftsgebäude: der Ställe, Scheunen und Werkstätten. Sie bestehen aus meterstarken, geschlämmten und getünchten Bruchsteinwänden. Die gezahnte Eckquaderung und die Laibungen mit ihrem abgesenkten Schlussstein sind in Sandstein gehauen, mit einer scharrierten Rahmung versehen und heute blauschwarz gestrichen. Schöne barocke, eichene Traufgesimse leiten über zu hohen, steilen Satteldächern mit zumeist doppelt abgestrebtem liegendem Stuhl bei einer Dachneigung um 50°. Die Deckung besteht überwiegend aus roten Kremperziegeln.

Machen wir einen Rundgang

(© Foto Klostergut Heiningen)

Die ersten Blicke zieht an der B 4 das große dreibogige Triumphtor in der Klostermauer auf sich. Repräsentativ in der oben beschriebenen Weise in Bruchstein mit Werksteineinfassung gestaltet, ist es das Wahrzeichen von Heiningen. Wer die Schwelle überschreitet, steht zunächst im Wirtschaftshof. Hier fällt der Blick, geführt von den beiden seitlich angeordneten knapp 100 m langen ehemaligen Stallungen, auf den geradeaus in der Mitte stehenden achteckigen Taubenturm. Er ist das optische Zentrum der Hofanlage, und der perspektivisch geordnete Eindruck wird unterstützt durch das, im Grundriss leicht trichterförmig erscheinende, respektvolle Rückweichen der Gebäude von diesem Punkt.

 

(© Foto Reinhard Paland Augsburg)

Rechts liegt der ehemalige Kuhstall. Linker Hand die frühere Schäferei. Sie wurde 1982 verkauft und dient seither als gut besuchtes Ausflugsrestaurant für Kaffee und Verkaufsfahrten. Der rechte Gebäudeteil, der Schafstall, brannte 1986 bei Umbauarbeiten ab und steht seither als dachlose Ruine da.

Am Taubenturm angekommen, öffnen sich dem Besucher neue Bereiche. Links führt ein Tor in den alten Küchengarten. Davor erhebt sich mit den stattlichen Grundrissmaßen von knapp 18 auf 90 Metern und einer Firsthöhe von 17 Metern die große Scheune.

(© Foto Klostergut Heiningen)

Parallel zu ihr erstreckt sich in etwa gleicher Länge die Remise. Weiter parallel zur Remise und in direkter Verlängerung der Achse Tor-Taubenturm führt ein Fahrweg zum ehemaligen Gesindehof, der Kulksburg.

(© Foto Klostergut Heiningen)

Doch wir wenden uns zunächst wieder nach rechts und sehen eine u-förmig angelegte Gebäudegruppe, bei der im Hintergrund die Kirche sichtbar wird. In der Mitte dieses Us der Rest eines Landschaftsgartens, und in seiner Mitte ein Brunnen.

(© Foto Reinhard Paland Augsburg)

Wir folgen dem Weg und stehen rechts vor dem Gutsherrenhaus, der ehemaligen Priorei, einem klassisch schlichtgehaltenen immer noch repräsentativen Palastgebäude, das vermutlich 1681 begonnen, seine heutige Fassung im wesentlichen zu Anfang des vorletzten Jahrhunderts. erhielt. Zu dieser Zeit entstand auch der auf der anderen Gebäudeseite liegende, auch nur unvollständig erhaltene Landschaftspark.

(© Foto Reinhard Paland Augsburg)

Der Palast war mit seinem Kopf angebaut worden an die Klausurgebäude. Von dem früheren Kern der Anlage steht heute nur noch ein L-förmiges Restgebäude, vom Gebäudevolumen her einer der ehemals vorhandenen vier Flügel. Es entstand ein seltsam geformtes Doppelgebäude. Wir gehen wieder vor die Tür und sehen, ebenerdig abgetragen, die Reste eines mittelalterlichen Brunnens im Boden. Vor uns, an der Schmalseite unseres Us und in unmittelbarer Nähe zur Kirche, erhebt sich ein geradezu mittelalterlich anmutendes Gebäude, die ehemalige Meierei.

(© Foto Reinhard Paland Augsburg)

Das Haus steht heute wegen des schlechten baulichen Zustandes leer, vor allem die gute Belichtung durch zahlreiche Rundbogenfenster, daneben aber auch die attraktive innere räumliche Struktur lässt es für eine dauerhafte Wohnnutzung attraktiv erscheinen. Bis 1955 schloss sich an den rückwärtigen Giebel in gleicher Länge die Brauerei an, sie wurde wegen Baufälligkeit abgerissen und steht heute als malerische attraktive Ruine da.

Wir machen uns auf den Rückweg in Richtung Tischlerei. Rechts, also dem ehemaligen Priorenpalast gegenüber, liegt mit 110 m Länge eine stattliche Gebäudezeile. Im Erdgeschoß waren früher das Waschhaus, die Schweine und Kutschpferde untergebracht. Im Obergeschoß wurde Getreide gelagert. Im Kopfbereich liegen die ehemaligen Kutscherwohnungen.

Wir gehen weiter Richtung Mühle. An der Wegekreuzung angekommen, schauen wir noch einmal kurz nach links. Hier liegen, vom Landschaftsgarten überwachsen, sicherlich noch die Fundamente der alten Priorei im Boden. Geradeaus an der Ecke steht seit 1888 als Backsteinbau, die alte Wassermühle des Gutes. An dieser Stelle stand seit dem frühen 13. Jhd. immer die Wassermühle des Gutes. Heute ist der Mühlengraben zugeschüttet, und an die ursprüngliche Aufgabe des Hauses erinnert sichtbar noch ein Schleusentor am Gebäude.

(© Foto Klostergut Heiningen)

Am rückwärtigen Giebel der Mühle schließen sich der Stall für die Ackerpferde und der Ochsenstall an und bilden dabei einen Winkel. So finden sie auch den Anschluss an den rückwärtigen Giebel der o.g. großen Scheune. Dieser Winkel schafft eine wunderbare Hofsituation.

Gehen wir zurück zur Mühle: Wenn wir uns nach links wenden, überqueren wir den verschütteten Graben und gelangen in den ehemaligen Gesindehof, die sogenannte Kulksburg. Auf der rechten Seite sehen wir eine Zeile Landarbeiterhäuser aus dem letzten Jhd., aus rotem Backstein und Fachwerk. Auf der linken Seite ein weiteres, ähnliches Arbeiterhäuschen. Dahinter der mittlerweile trockengefallene Mühlenkolk. In der Mitte des Platzes, auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes, befindet sich ein alter Schweinestall, der heute als Gemeinschaftsgarage dient. Alle Gebäude in diesem Bereich sind voll genutzt.

Hier schließen wir unseren Rundgang ab.

(© Foto Klostergut Heiningen)